Japanische und US-amerikanische Rythmusmaschinen der 50er und 60er Jahre, Produkte des sog. „Chinahandels“ oder das koloniale Phantasma einer Eisenbahnlinie zwischen Hamburg und Bagadad – dies sind nur drei Beispiele für Diskurse, Dinge und Erzählungen, welche das „Museum unserer transkulturellen Gegenwart“ in einer Ausstellung versammelt und zueinander in Bezug zu setzen versucht.

Über ihren Ansatz schreiben die Kurator*innen auf der Projekt-Webseite:

„Die Ausstellung »Mobile Welten« zieht ihre Inspiration aus der Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg. Diese Sammlung ist ihrerseits inspiriert von den großen Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts in London, Paris und Wien. Nun ist die Welt des 19. Jahrhunderts passé und mit ihr die zentrale Position, die der Westen lange für sich reklamierte. (…)

Unsere Ausstellungsobjekte entstammen einem transkulturellen Zwischenreich, das sich den Austauschbeziehungen zwischen Norden und Süden, Osten und Westen verdankt. (Was wiederum nicht heißt, dass die Dinge keinerlei Bedeutung haben — nur, dass ihre Bedeutungen fließend sind.)

»Mobile Welten« erhebt diese Unbestimmtheit zur Methode: Unserer Ausstellung liegt keine zentrale These, kein Sujet und keine kohärente Erzählung zugrunde. Vielmehr geht sie teils forschend, teils spekulativ, teils ausschweifend, teils präzise den formalen Affinitäten und historischen Beziehungen zwischen den Dingen nach.“

Dabei werden an den ausgestellten Exponaten jene Mechanismen des Ausschlusses und der hierarchisierenden „Ordnung“ deutlich, die globale Weltordnung ebenso wie individuelle Lebenswirklichkeiten seit Jahrhunderten prägen:

So setzt sich beispielsweise Denise Bertschi in ihrer (Video-)Installation „Helvécia“ mit Mechanismen und Folgen von Verklavung und Deportation am Beispiel der gleichnamigen, schweizerisch-deutsch kolonisierten Siedlung im Nordosten Brasiliens auseinander. Während Tina Gverovic in „Diamond Cuts“ mit Eisenstangen, bedruckten Seidebahnen und Audioaufnahmen fragil von Migration, Repersssion und dem endlosen Leben in Lagern erzählt. Mit einem ähnlichen Aufwachsen, nämlich auf einer schwimmenden Geflüchtetenunterkunft  mitten im Hamburg der 1990er Jahre, beschäftigt sich Adnan Softić in seiner (auto-biographischen) Arbeit „Schiffe mit Waren und Stoffen aus aller Welt stoßen mit ihren Wellen die Bibby Challenge an“.

Die Ausstellung im Hamburger „Museum für Kunst und Gewerbe“ ist zwischen dem 13. April – 14.Oktober zu sehen, weitere Informationen zu thematischen Ansätzen und Exponaten finden sich hier.

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